Große Modellbahnschau des Erzgebirgskreises in Aue

Der gigantische Nachbau des Bahnhofs Aue

Im früheren Landkreis Annaberg gab es die Tradition der „Landkreisausstellungen“. Die Vereine mit Sitz im Umfeld der Bergstadt trafen sich alle 2 bis 3 Jahre zu einer gemeinsamen Modellbahnausstellung. 2008 wurde dann durch eine Gebietsreform der Erzgebirgskreis – immerhin mit rund 300.000 Einwohnern – begründet. Im Jahr 2013 konnte mit der 1. Landkreisausstellung an die Tradition angeknüpft werden.

Damals gelang es den Organisatoren vom Erzgebirgischen Modelleisenbahnclub Cunersdorf / Crottendorf mit dem Kulturhaus Aue ein großes Ausstellungsareal mit sehr speziellem Ambiente für die vielen Vereine des neuen Großkreises zu finden. Die Veranstaltung war mit rund 5.000 Besuchern ein großer Erfolg, der bei Ausstellern und Gästen in bester Erinnerung blieb.

Deshalb war eine Wiederholung ausgemachte Sache. Die ursprüngliche Planung für Mai 2020 wurde bekanntermaßen von einer Pandemie durchkreuzt. Vom 13. bis 21. Mai 2023 – und damit ziemlich genau 10 Jahre nach der Premiere – fand nun endlich wieder eine „Große Modellbahnschau des Erzgebirgskreises“ im Kulturhaus Aue statt.

Im Erdgeschoss des Kulturhauses fanden zahlreiche kleinere aber sehr feine Anlagen und Ausstellungsstücke Platz

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Ein Dutzend Aussteller, darunter sieben Vereine der Region, zeigten 20 Modellbahnanlagen von Spur Z bis Spur 0. Der Blickfang schlechthin unter den Ausstellungsstücken war sicherlich der Nachbau des gigantischen Bahnhofs Aue selbst. Den haben die Modellbahner aus Lößnitz auf einer Länge von über 20m in H0 errichtet. Zu sehen war sowohl der üppige Personen- und Güterverkehr im großen Bahnhof wie auch die Fahrzeugbehandlung im berühmten Bahnbetriebswerk Aue.

Auch weitere Motive der Region waren im Modell zu sehen. So zeigten Karsten Flach und Detlef Koltermann vom MEC Saxonia Dresden ihre detailgetreuen H0-Nachbauten der Bahnhöfe Zwönitz und Hetzdorf. Mehrere Vereine und private Aussteller präsentierten H0e-Anlagen mit Motiven der erzgebirgischen Schmalspurbahnen.

Die Zschopauer Modellbahnfreunde zeigten wieder ihre H0-Modulanlage, die in der Nachwuchs- und der internationalen Arbeit entstanden ist. Dazu passte, dass nach dem ersten Ausstellungswochenende französische Modellbahnfreunde die Zschopauer Anlage mit weiteren Modulen und Fahrzeugen ergänzten.

Zahlreiche Ausstellungsstücke von Firmen und privaten Bastlern bereicherten die Schau. Besonders hervorzuheben ist eine große Zahl an Schaustücken der Firma Auhagen aus dem erzgebirgischen Marienberg. An einer kleinen Bastelstraße konnten Nachwuchsmodellbahner verschiedene Modelle bauen – und natürlich für die eigene Anlage mit Heim nehmen.

Das spezielle Ambiente des Kulturhauses Aue, das in den 1950-er Jahren durch die Wismut für die unzähligen Bergleute der Region gebaut wurde, war eine schöne Abwechslung im Vergleich zu den sonst üblichen Messehallen und bot noch einige weitere Möglichkeit. Der große Saal wurde genutzt, um während der gesamten Ausstellungszeit Eisenbahnvideos mit Impressionen  der Region – vor allem aus der Vergangenheit – zu zeigen.

Natürlich wurde auch an das leibliche Wohl der Besucher gedacht – hier arbeitete das hauseigene Catering und versorgte die Besucher mit Speis und Trank.

Für ein paar Tage war Aue sogar das „Zentrum“ des europäischen Modellbahnwesens. Vor allem aus dem benachbarten Tschechien konnten viele Gäste und Freunde begrüßt werden. So war der Präsident des SMČR, Herr Jiří Baudis, aus Pilsen nach Aue gereist. Aus Frankreich war Michel Cary, der neue Präsident des MOROP, und aus Österreich Wieland Zimmer, der Leiter der technischen Kommission des MOROP, angereist, um sich von der Modellbahnarbeit im Erzgebirge zu überzeugen.

An den sieben Ausstellungstagen (Montag und Dienstag war geschlossen) konnten reichlich 4.000 Besucher begrüßt werden. Das Freibadwetter am zweiten Wochenende führte zu etwas geringerem Zuspruch, so dass die Zuschauerzahlen der Veranstaltung von 2013 nicht erreicht wurden. Erfolgreich war die zweite Auflage aus Sicht der Aussteller und Organisatoren dennoch. Kreativität, Kenntnisse im Holz- und Metallbau sowie der Feinmechanik und Elektrik sind für das Hobby Modellbahn notwendig – davon konnten sich die Besucher überzeugen. Viele Fragen der Anwesenden konnten beantwortet werden und damit das Interesse am Hobby Modell- und Eisenbahn bzw. am Modellbau geweckt werden. Weit angereiste Gäste aus Hradec Králové, im Osten Tschechiens, oder Boizenburg, im Norden Deutschlands, zeigten, dass sich die Modellbahnschau des Erzgebirgskreises weit herumgesprochen hat.

Die Aussteller und Helfer lobten die familiäre und entspannte Atmosphäre der Veranstaltung. Insgesamt waren 70 Modellbahnfreunde an der Ausstellung beteiligt. Nicht mit eingerechnet sind die helfenden Ehefrauen, denen besonderer Dank zukommt. Auch die Zusammenarbeit mit dem Personal des Kulturhauses lief hervorragend und unkompliziert. Das ist keine Selbstverständlichkeit – daher an dieser Stelle nochmal ein großer Dank an das Team in Aue.

All das spricht für eine Wiederholung.

Text: Bernd Leuoth
Fotos: Mirko Caspar